"Um Dogern hat die Bürgerinitiative einen Bogen gemacht"
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Bergtrasse oder Basistunnel?
Der ehemalige Gemeinderat Alfred Lins aus Dogern über die anhaltende
Diskussion um die Trassenführung A98. Nachgefragt hat Manfred Dinort
Herr Lins, Sie waren viele Jahre im Gemeinderat in Dogern
tätig. Welche Position nimmt dieser ein?
Zum ersten Mal sehr intensiv befasste sich der Dogerner Gemeinderat zu
Beginn der 90er-Jahre mit dem Thema „A 98“. Man entschied
sich damals für die Bergtrasse, wobei auf das Betreiben Dogerns hin
sogar die „abgerückte Bergtrasse“ in die Planung eingeführt
wurde. Eine Bürgerbefragung im Jahre 1991 ergab ein Stimmenvotum
von 64 Prozent für die Bergvariante. Anlässlich einer Klausurtagung
im Mai 2003 sprach sich der Gemeinderat bei einer Gegenstimme dafür
aus, an der Bergtrasse festzuhalten.
Sicher wurden auch in Dogern die Aktivitäten der BI
verfolgt. Wie ist die Reaktion der Bevölkerung?
In Dogern nimmt man die Aktionen der BI zwar zur Kenntnis, man ist jedoch
der Meinung, dass die „speziellen“ Dogerner Probleme bislang
kaum oder gar nicht zur Kenntnis genommen wurden. Bei ihrem Eintreten
für die Bergtrasse geht die BI zum Beispiel davon aus, dass die B
34 bestehen bleibt und die Autobahn parallel dazu geführt wird. In
allen bisher vorgelegten Plänen wird die A 98 jedoch auf der Trasse
der bestehenden B 34 gebaut. Diese würde damit verschwinden, und
der Nahverkehr würde wieder vollumfänglich durch das Dorf fließen.
Die BI behauptet, dass die nachteiligen Folgen einer Bergtrasse
in Dogern zu wenig bekannt sind.
Die Nachteile, etwa in Form von großem Landschaftsverbrauch oder
Beeinträchtigung von Naherholungsgebieten, sind uns sehr wohl bewusst,
doch haben wir Dogerner dem die Nachteile einer Taltrasse gegenüberzustellen,
und diese sind nicht wenige, besonders für den Menschen, der ja auch
einen Teil der Natur bildet.
Welche besonderen Sorgen gibt es in Dogern bezüglich
einer Taltrasse?
Auf die Beeinträchtigungen bei einer Trassenführung auf der
bestehenden B 34 wurde bereits hingewiesen. Doch selbst wenn man sich
dazu entschließt, die B 34 beizubehalten, sind die negativen Folgen
als nicht gering einzuschätzen. Es darf bezweifelt werden, ob für
eine solch breite Verkehrsader, wie sie Autobahn und B 34 darstellen,
ein ausreichender Lärmschutz erstellt werden kann, von der Abgasproblematik
ganz zu schweigen. Auch im Tal ist der Landschaftsverbrauch enorm, denn
die Verkehrsschneise dürfte gut und gern über 50 Meter breit
werden. Eine konkrete Bedrohung besteht für das im östlichen
Gemarkungsbereich vorhandene Grundwasservorkommen, das von der Planung
tangiert wird. Bei einer maximalen Schüttung von über 1000 l/s
reicht dieses für die Versorgung von rund 30 000 Menschen. Nicht
nur Dogern wird von hier aus versorgt, Leitungen bestehen auch nach Waldshut
und Albbruck Das Naherholungsgebiet im Süden Dogerns, bestehend aus
sieben Tennisplätzen, dem Radsportgelände, einem Reiterhof und
einem Radweg erfährt eine Abwertung und ist nur noch über überdimensionale
Brückenbauwerke, die mitten in der Tallandschaft stehen, zu erreichen.
Nicht zuletzt wird eine Erweiterung der Dogerner Gewerbegebiete erschwert.
Erklärtes Ziel der BI ist es, alle drei Talgemeinden
auf eine Taltrasse mit Basistunnel zuschwören, um damit den Planern
ein deutliches Signal zu geben. Sehen Sie dabei eine relle Chance?
Eine Chance wohl, doch dazu müssen alle Beteiligten ihren Blick
über den eigenen Teilbereich hinaus öffnen und sich auch mit
den „Problemen“ des jeweilig Anderen auseinandersetzen. Dies
ist nach meiner Meinung bislang zu wenig geschehen. Nach meiner Kenntnis
ist beispielsweise kein Dogerner in der BI vertreten. Wir wollen gemeinsam
die beste Lösung finden. Doch um Dogern herum hat man seitens der
BI bisher einen großen Bogen gemacht.
Die BI behauptet, dass sich durch den Bau der Taltrasse das
Verkehrsaufkommen gar nicht verändern würde.
Die ist zu bezweifeln: Jede Autobahn zieht Verkehr an. Außerdem
besteht eines der angestrebten Ziele darin, das Hochrheingebiet wirtschaftlich
besser zu erschließen, was zwangsläufig das Verkehrsaufkommen
erhöht.
Die BI behauptet, die Bergtrasse sei zur Entlastung des Nahverkehrs
völlig ungeeignet.
Für uns Dogerner schon: Der Nahverkehr bleibt auf der B 34 und fließt
nicht durch das Dorf.
Die BI weist auf die Zerstörung des Naherholungsgebietes
im Bereich der „Ziegelhütte“, des Erlebach- und Schürlebachtales
hin.
Zumindest aus Dogerner Sicht stimmt dies nur bedingt. Unsere Naherholungsgebiete
liegen schwerpunktmäßig im Süden des Dorfes, bei den genannten
Freizeiteinrichtungen und am Rhein. Auch Erholungssuchende aus anderen
Gemeinden sind dort in großer Zahl anzutreffen.
Haben die Aktivitäten zu einer größeren Polarisierung
geführt oder eher das Gefühl verstärkt, gemeinsam handeln
zu müssen?
Eine Polarisierung ist überhaupt nicht eingetreten. Die Einsicht
zum gemeinsamen Handeln, dem ein vorurteilsfreies Verhandeln vorangehen
muss, ist gegeben. Schließlich wollen wir Berlin keinen Vorwand
liefern, den Bau der Autobahn weiterhin zu verzögern.
Für welche Trasse würden sie sich persönlich
entscheiden?
Angesichts der Tatsache, dass unser Dorf durch den Kühlturm und
den gelegentlichen Schießlärm aus Leibstadt ohnehin schon genug
belastet ist und aus Dogerner Sicht viele gewichtige Argumente gegen die
Taltrasse sprechen, habe ich mich schon 1991 für die Bergtrasse ausgesprochen
und dabei ist es geblieben.
Zur Person:
Alfred Lins; 62 Jahre; Rektor a. D.; zwischen 1989 und 2004 im Gemeinderat;
gebürtiger Dogerner; seit 1983 wieder in Dogern wohnhaft
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